Eduardo Saverin: Der stille Milliardär

Eduardo Saverin: Der stille Milliardär

Reichtum kann oft den Eindruck erwecken, nur in der Öffentlichkeit zu bestehen. Millionäre und Milliardäre scheinen ständig auf roten Teppichen und wilden Partys mit anderen Superreichen unterwegs zu sein. Dabei wurden ganze Imperien hinter geschlossene Vorhängen gegründet und nicht jeder Mensch, der im Geld schwimmt, möchte diese Tatsache auch öffentlich teilen. Eduardo Saverin ist dafür vielleicht das beste Beispiel.

Der milliardenschwere Unternehmer stammt ursprünglich aus Brasilien und ist vor allem für seine Mitbegründung des sozialen Netzwerks Facebook bekannt. Viel wissen wir über ihn nicht und gerade sein Privatleben ist genau das: privat. Trotzdem lassen sich aus dem, was er preisgibt, einige wichtige Lektionen für die eigene Handhabung mit Finanzen und der Geschäftswelt ablesen.

Das frühe Leben Saverins

Als Sohn wohlhabender Eltern wuchs Eduardo Saverin in Brasilien auf. Geboren wurde er am 19. März 1982, und zwar in der Millionenstadt São Paulo, die heute als bedeutendster Industriestandort der dritten Welt gilt. Später zogen die Familie nach Rio de Janeiro. Während Saverins Vater mit Immobilien und Öl handelte, war seine Mutter als Psychologin tätig.

Aus Sicherheitsgründen und da aufgrund des großen Wohlstands ein Entführungsrisiko bestand, siedelten die Eltern, der junge Saverin und seine zwei Geschwister, in den 1990er Jahren in die USA um. Für eine Weile wohnte die ganze Familie in Miami, wo Saverin erst das Elite-Internat Ransom Everglades School und dann die Gulliver Preparatory School besuchte. Bildung war der Familie ein hohes Gut und Saverin selbst hatte schon früh große Ambitionen.

Der Besuch der Harvard University

Dank seiner frühen schulischen Laufbahn wurde Saverin an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts angenommen. Hier studierte er Wirtschaftswissenschaften und war Teil der Alpha Epsilon Pi Fraternität. Außerdem war er Teil des Phoenix S.K. Club, einer exklusiven Studentenvereinigung, die ausschließlich Männer mit sehr hohen Notendurchschnitten zuließ. Außerdem war er Präsident der Harvard Investment Association.

Das Thema Investments begleitete ihn zu dieser Zeit schon intensiv und er verdiente schon während seiner Zeit in Harvard 300.000 US Dollar dadurch, dass er strategisch in Öl und Arbitrage investierte – frühe Zeichen seines späteren Erfolgs. Im Jahr 2006 verabschiedete sich Saverin magna cum laude und mit einem Bachelor der Wirtschaftswissenschaften von der Universität.

Die Mitbegründung Facebooks

Schon in seinem zweiten Jahr an Harvard, also als Junior, lernte Saverin Mark Zuckerberg kennen, der damals schon ein Sophomore und ihm dementsprechend ein Jahr voraus war. Zusammen mit Dustin Moskovitz und Chris Hughes gründeten die beiden im Jahr 2004 das soziale Netzwerk Facebook, das erst nur die Studenten an der Universität miteinander verbinden sollte.

Saverin war maßgeblich dafür verantwortlich, Facebook in seiner ersten Entwicklungsphase zu finanzieren. Das Startkapital der vier Gründer betrug damals etwa 15.000 US Dollar, von denen ein Teil auch aus den Taschen Saverins stammten. Saverin wurde also zum ersten CFO (Chief Financial Officer) und Business Manager des sozialen Netzwerks.

Streitigkeiten mit Zuckerberg

Schon früh kam es aber zu Spannungen zwischen Saverin und Zuckerberg, die letzten Endes in einem Rechtsstreit um Anteile resultierten. Im Jahr 2009 gab es eine außergerichtliche Einigung. Zwar sind die genauen Details dieser Einigung, wie so vieles im Leben Saverins, vertraulich, doch er behielt einen erheblichen Anteil der Aktien. So blieb Saverin auch nach der Trennung von Facebook einer der Mitbegründer und behielt einen Anteil von etwa fünf Prozent – ein Anteil, der nach dem Facebook-IPO 2012 bereits mehrere Milliarden Dollar wert war.

Streitigkeiten um Steuern

Nur zwei Jahre später, im Jahr 2011, gab Saverin seine US-Staatsbürgerschaft auf und zog nach Singapur – ein wirtschaftlich stabiles Land, das keine Kapitalertragsteuer hat. Der Grund dafür sei offiziell ein Interesse an internationalen Geschäften auf dem asiatischen Markt. Kritiker behaupten allerdings, dass Saverin vor allem aus einem Grund gegangen sei: Die Kapitalertragsteuern, die er in den USA hätte zahlen müssen, hätten sich auf etwa 700 Millionen US Dollar mehr betragen, als er durch seinen Umzug letzten Endes zahlen musste.

Als Reaktion darauf schlugen diverse US-Senatoren den sogenannten Ex Patriot Act vor, der die Steuerflucht anderer Superreiche bestrafen sollte. Auch wenn sich Saverin in anderen Teilen seines Lebens immer sehr zurückgezogen hatte, reagierte er auf diese Vorwürfe öffentlich und verteidigte seinen Umzug mit einem Fokus auf unternehmerische Ambitionen in Asien.

Die Gründung der B Capital Group

Im Jahr 2015 gründete Saverin zusammen mit seinem Geschäftspartner Raj Ganguly B Capital Group. Ganguly war ehemals Partner bei Bain Capital gewesen, einer US-amerikanischen Investmentgesellschaft. Gemeinsam investierten sie in Healthtech, Fintech, Enterprise Software und Logistik. Dabei engagierten sie sich strategisch vor allem im asiatischen Raum und insbesondere in Indien, Indonesien und China.

Heute verwaltet die B Capital Group über 6 Milliarden US Dollar und beteiligt sich an den besonders wachstumsstarken Unternehmen Byju’s, Ninjacard, MPL (Mobile Premier League) und dem E-Scooter Anbieter Bird. Saverins Nische ist dabei, sich vor allem in sogenannten disruptiven Geschäftsmodellen zu engagieren, also genau den Unternehmen, die traditionelle Industrien herausfordern und in Frage stellen. Seine Investment-Philosophie ist, auf langfristiges Wachstum zu setzen, anstatt in kurzfristige Renditen zu investieren.

Saverins Vermögen im Wandel

Als Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes hatte Saverin schon immer Zugang zu Geld. In seinen Jahren als Student verdiente er dann seine ersten eigenen 300.000 US Dollar und nach dem Facebook-IPO in 2012 belief sich sein Vermögen auf etwa 2 Milliarden US Dollar. Heute schätzt Forbes sein Nettovermögen auf über 10 Milliarden US Dollar, die er vor allem durch kluge Investitionen und die Verwaltung seines Vermögens erwirtschaftete.

Facebook macht also nicht mehr den größten Anteil seines Vermögens aus. Stattdessen ist Saverin sowohl in Tech, Finanzen als auch Emerging Markets diversifiziert. Außerdem beteiligt er sich an Startups mit einer potenzieller Bewertung im Milliardenbereich.

Das Privatleben Saverins

Der stille Milliardär hat sein Leben schon immer gerne hinter verschlossenen Türen gelebt. Über seine Familie ist wenig bekannt und das ist für Saverin eine bewusste Entscheidung. Wir wissen lediglich, dass er mit Elaine Andriejanssen verheiratet ist, die indonesischer Herkunft ist und mit ihm gemeinsam in Singapur lebt. Die beiden interessieren sich für Luxusimmobilien, privates Networking und Philanthropie, legen dabei aber hohen Wert auf ihre Privatsphäre, weshalb sie auch fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit leben.

Saverin und die Finanzwelt

Viele Investoren sehen Saverin als ein Bild für die Mobilität von Vermögen und ebenso die Globalisierung, die die Wirtschaft vollkommen verändert hat. Er ist ein Vorbild für Diversifikation und nachhaltige Perspektiven sowie die Pflege von Netzwerken durch strategische Partnerschaften in den Tech- und Finanzwelten. Der Mitbegründer Facebooks stand weder im Schatten Zuckerbergs, noch wurde er aus Desinteresse der Öffentlichkeit vergessen. Seine zurückgezogene Lebensweise war zu jedem Zeitpunkt eine bewusste Entscheidung.

Titelbild: Gravesv38, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons